2022-01-16_Dokumentarfilm_Das Reichsfilmarchiv

Dokumentarfilm: Das Reichsfilmarchiv

von Hildegard H.

Sechs von uns waren am Sonntag, dem 16. Jan., 11 Uhr, im Bundesplatz-Kino und haben sich den Dokumentarfilm "Das Reichsfilmarchiv" angesehen. Hier ist meine Zusammenfassung:

Das Reichsfilmarchiv wurde laut Stiftungsurkunde im Jahr 1934 gegründet. Es war eingebunden in die Institutionen des Dritten Reiches, zunächst in die Reichsfilmkammer, später in das Propagandaministerium mit eigener Verwaltung und eigenem Etat.

Zu Anfang stiftete die Reichsfilmkammer Stumm- und Tonfilme, die von der Filmindustrie zur Verfügung gestellt werden mussten, sowie Dokumentar- und Lehrfilme aus dem I. Weltkrieg aus dem Reichsarchiv in Potsdam, darunter auch Filme aus besetzten Gebieten, sogenannte Kriegsbeute, eine Praxis, die auch später im II. Weltkrieg angewandt werden sollte, ergänzt durch Wochenschauen und Propaganda-Filme.

In Berlin-Dahlem wurde im Laufe des Gründungsjahres ein Lagerhaus gebaut, um die Filme sicher lagern zu können, denn bei diesen Filmen handelte es sich um Nitro-Filme, die aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung leicht entzündlich und explosiv waren.

Die (wissenschaftliche) Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die Vorläuferin der Max-Planck-Gesellschaft, stellte Büroräume zur Verfügung und im Harnack-Haus den eigens für Filmvorführungen hergerichteten Helmholtz-Saal.

Im Laufe weniger Jahre wurden neue Büroräume an verschiedenen Orten in Berlin geschaffen, so in der Friedrichstraße und am Tempelhofer Ufer. In Babelsberg wurden Filmbunker errichtet, deren Reste noch heute existieren.

1938 war das Reichsfilmarchiv eines der Gründungsmitglieder der FIAF, der Internationalen Vereinigung der Filmarchive und genoss als solches in Fachkreisen eine hohe Reputation.

Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates nahm die Sowjet-Armee die Diensträume und die Filmbunker in Besitz und beschlagnahmte alles Filmmaterial. Ausgewählte Bestände gelangten so in das staatliche Filmarchiv Gosfilmofond bei Moskau. Ein Teil der Materialien wurde 1954 an das Ministerium der Kultur der DDR zurückgegeben und später in das Staatliche Filmarchiv der DDR eingegliedert. Obwohl man sich von DDR-Seite immer wieder um eine Rückgabe weiterer Archivbestände bemüht hat, wurden all diese Bemühungen durch das vor einigen Jahren erlassene russische Gesetz zur sogenannten Beutekunst zunichte gemacht. Danach werden sie von russischer Seite als Staatseigentum angesehen. Weitere Bestände sind bei Kriegsende durch Feuer verloren gegangen oder von den Westalliierten ins Ausland verbracht und teils später restituiert worden. Die Nachfolger des Reichsfilmarchivs, das bundesrepublikanische Archiv für Filmwissenschaft von 1947 und das Staatliche Filmarchiv der DDR, sind nach 1990 in das Filmarchiv des Bundesarchivs übergegangen.

Auch wenn er unsere Themen nicht unmittelbar betrifft, hat der Film gezeigt, wie die Zeiten mit ihren Kriegen, Wirren, Veränderungen und Verlagerungen während einer überschaubaren jüngeren Epoche über dieses und so auch über andere Archive hinweggehen können, und von wo überall die gekappten Enden wieder zusammengefügt werden müssen. Auch dank verdienstvoller Menschen, von denen auch einige persönlich anwesend waren und Fragen aus dem Publikum beantworten konnten.

Das in aller Kürze zu diesem Film, und endlich mal wieder ein wohltuendes analoges Zusammentreffen. Das Kino wird immer gut belüftet und nicht voll besetzt. Man wird platziert und muss seine FFP2-Maske während der Vorstellung aufbehalten. Es hat ein kleines Bistro, in dem es zwischen zwei Filmvorführungen etwas zugig werden kann. Im Sommer kann man draußen sitzen. Das Programm ist spitze. Reservierung empfiehlt sich. S-Bahn (Ring) und U-Bahn (Linie 9) Bundesplatz und dann wenige Schritte zu Fuß. Parkplätze sind knapp in der Gegend.

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