Aus dem Museumsflyer
Wie lebten die Menschen in der Biedermeierzeit? War die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wirklich so „bieder“? Und warum zog sich die bürgerliche Schicht der Gesellschaft zwischen dem Ende der napoleonischen Epoche (1815) und der bürgerlichen Revolution (1848) ins Private zurück?
Im Museum Knoblauchhaus treten Sie in die Welt des Biedermeiers ein. Sorgsam rekonstruierte Wohnräume zeigen, wie hier vor zweihundert Jahren die Unternehmerfamilie Knoblauch lebte – in einem gesellschaftlichen Miteinander, das durch Offenheit und Fairness geprägt war. Dabei lernen Sie sehr anschaulich die damalige Wohnkultur und das Lebensgefühl kennen und begegnen berühmten Persönlichkeiten, die mit der Familie Knoblauch befreundet waren.
Nirgends im damaligen Deutschland war die Vereins- und Salonkultur so ausgeprägt wie in Berlin. Hier vernetzten sich Menschen mit gemeinsamen Interessen. Es herrschte ein lebhafter geistiger und kultureller Austausch. Musik, Literatur und Theater waren beliebte Themen, ebenso wie politische, naturwissenschaftliche und wirtschaftliche Fragen.
Schon vor zweihundert Jahren galt der Renaissance-Künstler Raffael (1483-1520) als Genie. 1835 errichtete Carl Knoblauch in seinem Haus ein Raffael-Kabinett ein, dessen Wände Kupferstiche des berühmten Malers und Architekten zieren. Dieser Raum wurde originalgetreu rekonstruiert.
Die Familie Knoblauch nutzte ihr 1861 neben der Nikolaikirche errichtetes Haus fast 170 Jahre lang als Wohn- und Geschäftssitz. Carl Friedrich Knoblauch (1765-1813) und sein Sohn Carl (1793-1859) wirkten hier als Seidenbandfabrikanten, Seidenhändler und Berliner Stadträte. Der Architekt und Schinkel-Schüler Eduard Knoblauch (1801-1865) entwarf die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße und Armand Knoblauch (1831-1905) gründete 868 das „Böhmische Brauhaus“.
Das Knoblauchhaus gehört zu den wenigen erhaltenen Berliner Bürgerhäusern des 18. Jahrhunderts in Berlin Mitte. Viele Jahre lang war es ein Treffpunkt für Familienfeste und ein Ort gesellschaftlicher Aktivitäten. Seit 1989 ist das Knoblauchhaus als Museum öffentlich zugänglich und seit 1995 Teil der Stiftung Stadtmuseum Berlin.
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