Seit etwa 1560 wurden die französischen Protestanten als „Hugenotten“ bezeichnet. Sie glaubten an den Calvinismus, eine aus den 1530er Jahren stammende christliche Lehre Johannes Calvins. Der Begriff Hugenotten geht entweder auf den alemannsichen Begriff „Eidgenosse“ zurück oder auf die flämische Bezeichnung „Huis Genooten“ (Hausgenossen), welcher die Bezeichnung für flämische Protestanten war.
Zu der Zeit, in der Luther in Deutschland mit seinen Thesen die Reformation der Katholischen Kirche in Gang setzte, hatte der französische König Franz I. die katholische Kirche in Frankreich zunehmend zu einem Verwaltungsorgan des Staates umgebaut. Seit 1516 hatte er nicht nur das Recht hohe Ämter der französischen Kirche nach eigenem Willen zu besetzen, sondern er nutzte die Kirchenbücher mit allen Aufzeichnungen über Taufen, Trauungen und Todesfällen für verwaltungstechnische Aufgaben. Zudem war Franz I. sehr aufgeklärt und aufgeschlossen, sodass er der beginnenden Reformationsbewegung nicht abgeneigt war. Dadurch breitete sich der protestantische Glauben insbesondere im Süden Frankreichs schnell aus.
Doch schon bald setzte die katholische Gegenbewegung ein und nicht zuletzt die Exkommunikation von Luther 1521 setzte Franz I. unter Druck. So wurde 1523 der erste französische Protestant öffentlich hingerichtet und die protestantische Kirche wurde zunehmend in den Untergrund gedrängt.
Nachdem Franz I. starb und sein Sohn Heinrich II. den Thron bestieg, wurde ab 1547 die Situation für die Hugenotten immer gefährlicher. Zudem begann das Habsburgerreich in eine Vielzahl von Kleinstaaten zu zerfallen und Kaiser Karl V. bekam die Reformation nicht mehr unter Kontrolle, sodass das Kaiserreich gespalten wurde. Um diese Situation in Frankreich zu verhindern, setzte Heinrich II. alles daran, die Hugenotten durch Edikte zu unterdrücken. Sein Sohn Franz II. begann mit der Verfolgung der Hugenotten und ab 1562 wurden diese immer wieder angegriffen und ermordet. Mit dem Edikt von Fontainebleau wurde die Ausübung des protestantisch-reformierten Glaubens von Ludwig XIV. sogar unter Strafe gestellt.
Durch das Ediktes von Fontainebleau verließen rund 200.000 Hugenotten das Königreich Frankreich. Obwohl sie nun besitzlos waren, zählten sie ursprünglich zur leistungsfähigsten Schicht der französischen Gesellschaft und wurden daher bereitwillig von Nachtbarländern aufgenommen.
Rund 20.000 Hugenotten folgten dem Aufruf Friedrich Wilhelms, der durch das am 08.11.1685 erlassene Edikt von Potsdam seine Glaubensbrüder nach Preußen einlud. Doch nicht nur religiöse Gründe bewegten Den Großen Kurfürsten zu dieser Tat, durch den Dreißigjährigen Krieg war Brandenburg stark verwüstet und die Bevölkerung dramatisch reduziert worden. Daher richtete sich das Edikt von Potsdam auch eher an die mittellose, aber arbeitssame und vor allem handwerklich und kaufmännisch qualifizierten Einwanderer. Für diese wurden Transporte organisiert, die sie in die neue Heimat brachten.
Die in Berlin und Brandenburg ankommenden Hugenotten teilten zwar ihren Glauben und die Sprache, waren aber ansonsten keine homogene Gruppe, da sie aus unterschiedlichen Regionen Frankreichs stammten. Da kaum jemand von ihnen jedoch die deutsche Sprache beherrschte und sie von den Berliner und Brandenburg nicht sehr freundlich empfangen wurden, weil ihnen mehr Rechte und Freiheiten von der Obrigkeit zugesichert waren, rückten sie schnell zusammen. Erst die Nachkommen der ursprünglich eingewanderten Flüchtlinge wuchsen in die neue kulturelle Umwelt rein, sie lernten Deutsch und knüpften Kontakte zu ihren deutschen Mitmenschen. Damit einhergehend fanden aber die wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen der Hugenotten Einzug in die deutsche Umgebung und trugen damit maßgeblich zur Geburt des modernen Preußens bei.
Auch die Straße Freiheit in Berlin Köpenick ist ein kulturelles Erbe der Hugenotten, denn ursprünglich hieß die Straße „Kurfürstliche Freiheit“ und bezieht sich auf die liberale Flüchtlingspolitik der brandenburgischen Kurfürsten. Bereits 1705 standen in der Freiheit die ersten 25 Häuser für die Neuankömmlinge aus Frankreich, sodass sich hier unter anderem Tuchmacher und Seidenweber ansiedelten. Ihr Gotteshaus befindet sich seit über 300 Jahren auf der nahen Schlossinsel, sodass das Erbe der Hugenotten noch heute im Stadtbild Berlins zu finden ist – nicht nur in Köpenick, sondern in ganz Berlin.
Quellen: wikipedia, museeprotestant.org, tagesspiegel.de und berliner-woche.de
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