Wer sich in der Welt der Genealogie bewegt, kommt nicht um das Thema (Hand-)Schriften herum. Da bei ergeben sich zwei Probleme: die anfänglich fremde Schriftart und der unbekannte Inhalt.
Problem 1: Entziffern der Schrift
In der Ahnenforschung kursiert oft die Meinung, dass Sütterlin die Standardschrift war. Ein Irrtum. Unter dem Sammelbegriff Deutsche (Schreib-)Schrift
werden alle Schreibschriften vereint, die vom 16. bis 20. Jahrhundert bei geschriebenen und gedruckten Texten verwendet wurden.
Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert war für amtliche Schriftstücke und Dokumente die Deutsche Kanzleischrift
gebräuchlich, die eine verschnörkelte Variante der lateinischen Schrift darstellt. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Deutsche Kurrentschrift (oft auch nur als Kurrent bezeichnet) für den Schriftverkehr verwendet. Ab dem 20. Jahrhundert wurde die Deutsche Schreibschrift
an den Schulen eingeführt. Erst 1911 entwickelte Ludwig Sütterlin die Sütterlinschrift
im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums. Die sollte das Erlernen der Deutschen Kurrentschrift für Schreibanfänger erleichtern. Eingeführt wurde sie ab 1915 in Preußen. Unter dem Namen Deutsche Volksschrift wurde sie von 1935 bis 1941 an den Schulen gelehrt.
Nach einer Entscheidung von Adolf Hitler wurde 1941 die Deutsche Kurrentschrift verboten und die lateinische Schreibschrift
zur alleinigen „deutschen Normalschrift“ erklärt. Dies blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg so, sodass keine Unterscheidung zwischen deutscher und lateinischer Schrift mehr notwendig war.
Problem 2: Verstehen des Inhaltes
Aufgrund der Leseschwierigkeit lässt sich der Inhalt nicht leicht erahnen. Persönliche Handschriften, verwendete Abkürzungen und eventuell heute nichtmehr verwendete Begriffe machen aus dem Entziffern eines historischen Dokumentes Schwerstarbeit.
Kennt man das Entstehungsdatum des Dokuments kann zu erst einmal auf die Schriftart zurück geschlossen werden. Schrifttafeln zu den jeweiligen Schrifttypen sind im Internet zu finden und sollten für die Entzifferung verwendet werden. Als nächstes sollte das Dokument auf bekannte und eindeutig entzifferbare Buchstaben und Worte analysiert werden. Diese sollten auf einem separaten Blatt notiert werden, wer hierbei schon Platz für die noch unbekannten Worte lässt hat eine solide Grundlage für den nächsten Schritt.
Nun nimmt man sich jedes noch unbekannte Wort einzeln vor und schaut sich die dort verwendeten Buchstaben an. Dabei sollte als erstes nach Ober- und Unterlängen geschaut werden, bevor man Buchstaben der unbekannten Worte mit denen von bereits entziffernden Worten verglichen werden. Hat man viele Dokumente vom gleichen Autor kann man auch ein individuelle Schrifttafel für die Person anlegen und so weitere Dokumente leichter entziffern.
Herausforderung: Kanzleikürzel
Schon immer haben Menschen versucht Zeit und Aufwand zu sparen und Abkürzungen in Texten verwendet. Daher sollte man sich zudem mit
Symbolen und Abkürzungen
auseinandersetzen, um den Inhalt von alten Dokumenten richtig verstehen zu können.
Weiterführende Links & Literatur
Quellen: wikipeda & Computergenealogie 2019/2020