Blog Post

zurück zur Übersichtsseite

Der Deutsch-Französische Krieg – Auftakt zur Gründung des Deutschen Reiches

Jessica • 31. Januar 2022
Als Preußen 1866 Österreich besiegte, sah Frankreich seine Vormachtstellung in Europa gefährdet. Und der damalige Kanzler des Norddeutschen Bundes, Otto von Bismarck, war überzeugt, dass nur ein Krieg gegen Frankreich die nationale Einigung Deutschlands herbeiführen konnte.

Der Auslöser

Wenn man einen Grund für kriegerische Handlungen sucht, dann findet man diesen auch. Im Deutsch-Französischen Krieg war der Auslöser die Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, eine Nebenlinie der Hohenzollern, um die spanische Krone 1870. Preußen sah darin Vorteile für sich und unterstützte die Kandidatur. Frankreich fühlte sich dadurch jedoch an seiner französisch-spanischen Grenze bedroht. Obwohl Leopold seine Kandidatur nach französischen Protesten zurückzog, wollte der französische Botschafter Vincent Graf von Benedetti von Wilhelm I. eine Garantie, dass Preußen einer möglichen erneuten Kandidatur von Leopold nicht zustimmen werde. Wilhelm I. verweigerte dieses Verlangen am 13.07.1870 in Bad Ems und Otto von Bismarck gab die Erklärung in verschärften Worten als sogenannte Emser Depesche an die Presse weiter. Sowohl die deutsche als auch die französische Bevölkerung war aufgebracht und am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Doch Bismarcks Kalkül, Preußen als Opfer darzustellen, ging auf – die übrigen europäischen Mächte sahen Kaiser Napoleon III. als Friedensbrecher in Europa an.

Der Kriegsverlauf

Frankreich hatte geglaubt, dass sie alle Preußen gegenüberstehen würden, denn noch 1866 hatte sich die preußische Armee und die süddeutschen Länder unter der Führung von Österreich im sogenannten Deutschen Krieg gegenseitig bekämpft, weil um die Führungsrolle im deutschen Staatenbund gestritten wurde. Doch diese Rechnung von Frankreich ging nicht auf. Stattdessen zogen Bayern, Baden und Württemberg an der Seite von Preußen in den Krieg – und sorgten für die zahlenmäßige Überlegenheit der Deutschen. Nach den ersten militärischen Siegen im Grenzgebiet, schritten rund 400.000 deutsche Soldaten über die Grenze und standen dort etwa 300.000 französischen Soldaten gegenüber. Die französische Armee wurde unter hohen Verlusten zurückgedrängt und bereits am 18.08.1870 schlossen die deutschen Truppen den Großteil der französischen Armee in der Stadt Metz ein. Es folgte eine fast zwei monatige Belagerung der Stadt.

Verlauf der ersten Kriegsphase bis zur Schlacht von Sedan am 01.09.1870

Das Ende vom Krieg

Die letzte und entscheidende Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg wurde an der Grenze zu Belgien geschlagen. Am 2. September besiegte die deutsche Armee die verbliebenen französischen Truppen in Sedan. Kaiser Napoleon III. wurde gefangen genommen und mit ihm mehr als 100.000 französische Soldaten. Obwohl damit der Krieg eigentlich beendet hätte sein müssen, kapitulierte die Französische Republik, die nach dem Untergang der Monarchie gegründet wurde, nicht.

Vielmehr marschierten die Truppen, nach der Kapitulation von Metz, nun Richtung Paris und schlossen die französische Hauptstadt am 19. September ein. Auch wenn neu zusammengestellte Truppen der Hauptstadt helfen wollen, sie werden von den deutschen Truppen zurückgeschlagen. In der Stadt herrschen stattdessen bald Hunger und Seuchen. Am 18.01.1871 wird der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser des Deutschen Kaiserreiche  im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles gekrönt – nur wenige Kilometer von Paris entfernt. 10 Tage später kapituliert die französische Regierung. Die Soldaten kehren jedoch nicht sofort nach Hause zurück, vielmehr bleiben sie als Besatzer, während die französische Regierung mit dem Deutschen Kaiserreich über einen Friedensvertrag verhandelt, der am 10. Mai 1871 in Frankfurt am Main unterzeichnet wird.

Die Grenzen in Europa nach dem Deutsch-Französischen Krieg und der Gründung des Deutschen Kaiserreiches

Das Erbe

Was bleibt nach diesem Krieg? Frankreich hat seine Monarchie verloren und eine Republik gewonnen. Das preußische Königreich hat endlich sein Ziel erreicht und den Flickenteppich aus vielen einzelnen deutschen Staaten zu einem Gesamtdeutschland vereinigen können. Außerdem musste Frankreich Teile des Gebietes Elsass-Lothringen an Deutschland abtreten. Die von Frankreich zu leisteten Reparationszahlungen wurden zum Ausbau des deutschen Eisenbahnnetzes verwendet.

Aber auch viele tapfere Soldaten haben auf beiden Seiten ihr Leben geopfert, die Zahl wird auf rund 190.000 geschätzt. Die erhalten gebliebenen Verlustlisten können beim Verein für Computergenealogie eingesehen werden.

Quellen: Computergenealogie 1/2021, Lebendiges Museum Online & wikipedia

Share by: