1793 fiel das polnische Kerngebiet Großpolen mit der Zweiten Polnischen Teilung an Preußen. Die neue Provinz Südpreußen wurde neues Siedlungsgebiet für preußische Auswanderer und neue Dörfer entstanden. Zwischen 1807 und 1815 war die Landschaft Teil des Herzogtums Warschau, bis es im Zuge des Wiener Kongresses aufgeteilt wurde: Der westliche Teil kam als Provinz Posen zu Preußen, während der östliche Teil als Kongresspolen ins Russische Zarenreich eingegliedert wurde. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden das Gebiet mehrheitlich der neu gegründeten Republik Polen zugesprochen. Daraufhin verließen zahlreiche Deutsche ihre Heimat, doch die deutschen Muttersprachler machten noch immer rund 30 % der Gesamtbevölkerung im westlichen Teil Großpolens aus. Auch im östlichen Teil des Warthelandes hatten sich in der Zeit des Russischen Zarenreiches hier angesiedelt, doch deren Anteil war bedeutend geringer.
Im Zweiten Weltkrieg wurde während des Überfalls der Deutschen Wehrmacht auf Polen der Militärbezirk Posen eingerichtet, welcher am 26.10.1939 in das Deutsche Reich eingegliedert wurde, als Reichsgau Posen, der ab dem 29.01.1940 die offizielle Bezeichnung Reichsgau Wartheland erhielt. Im Zuge der Restitution (Rückgabe) von Agrarbesitz, welcher unter der polnischen Verwaltung den deutschen Siedlern genommen wurde, lockte man deutsche Rücksiedler an und setzte gleichzeitig auf die Ausweisung von polnischen Zuwanderern, die erst nach 1919 in diesen Landstrich seitens der polnischen Regierung angesiedelt wurde.
Gleichzeitig wurde die Bevölkerung mit Hilfe der sogenannten „Deutschen Volksliste“ gruppiert und alle Personen, die als nicht eindeutschfähig eingestuft wurden, darunter insbesondere Personen mit jüdischem Glauben, wurden in das Generalgouvernement deportiert, in Summe rund 280.000 Menschen. Darüber hinaus wurden im Wartheland mehrere jüdische Ghettos eingerichtet.
Ein anderer Aspekt war ab 1939 die Ansiedlung von Volksdeutschen aus dem sowjetischen Gebiet. Im Rahmen des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages konnte die deutschstämmige Bevölkerung insbesondere in den baltischen Staaten zwischen einer Ausreise oder dem Dableiben entscheiden. Viele wählten die Umsiedlung ins Wartheland, weil eine Annexion Estlands, Lettlands und Litauens drohte. Auch aus Wolhynien und Bessarabien kamen Umsiedler ins Wartheland.
Mit der Großoffensive der Roten Armee im Januar 1945 kam das Ende für das Reichsgau Wartheland. Mit der sogenannten Weichsel-Oder-Operation zerschlug die russische Armee innerhalb kürzester Zeit die Ostfront der Deutschen Wehrmacht und rückte fast ohne militärischen Widerstand in nur zwei Wochen bis zur Oder vor. Die Eroberung des Reichsgau Wartheland startete am 16.01.1945, ein Tag später wurde die größte Stadt im Wartegau, Litzmannschaft (Łodź), eingenommen mit der Kapitulation der Verwaltungshauptstadt Posen am 23.02.1945 war das gesamte Wartheland unter sowjetischer Kontrolle.
Da die Kraft der Roten Armee unterschätzt wurde, erfolgte die Evakuierung der deutschen Bevölkerung im Wartheland erst sehr spät, am 20.01.1945. Doch die Evakuierung glich eher einer chaotischen Flucht und forderte durch die schnell vorrückende Rote Armee und dem sehr kalten Winter viele zivile Opfer. Wer nicht floh wurde in den folgenden Monaten von der neu eingesetzten polnischen Verwaltung enteignet und vertrieben.
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