Blog Post

zurück zur Übersichtsseite

Deutsches Kaiserreich (1871-1918)

Jessica • 1. Mai 2020
Als Bündnis der deutschen Fürsten und freien Reichsstädte war das Deutsche Kaiserreich ein Obrigkeitsstaat, in dem der Kaiser und der Reichskanzler die Zügel fest im Griff hatten. Doch die Fürsten- und Adelsherrschaft stand im Widerspruch zur Gesellschaft, die sich schnell industrialisierte und modernisierte.
Karte des Deutschen Reichs 1971-1918

Die Anfänge

Die Versuche eines einheitlichen Deutschen Staates unter Einbeziehung des Kaisertums Österreichs, Preußens und Dänemarks scheiterten noch Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Mächte Europas hatten kein Interesse an einer zentralen deutschen Macht, die ihre eigene Herrschaft begrenzen würde und so wurde im Wiener Kongress 1815 lediglich der Deutsche Bund gegründet. Die Bevölkerung zog sich mit ihrem Wunsch nach Einheit zurück, es begann die Epoche des Biedermeiers.

Bismarck und die Reichsgründung

Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871), Ölgemälde von Anton von Werner, 1885
Erst der deutsche Sieg über Frankreich 1871 im sogenannten deutschen Einigungskrieg machte den Weg für eine deutsche Reichsgründung frei. Otto von Bismarck verhandelte zunächst mit süddeutschen Staaten Bayern, Württembergs und Badens und bewirkte ihren Beitritt in den Norddeutschen Bund, der zur Neugründung des Deutschen Bundes führte und die Dominanz Preußens unterstrich. Der preußische König erhielt als Inhaber des Bundespräsidiums den zusätzlichen Titel „Deutscher Kaiser“. Die eigentliche Kaiserproklamation von König Wilhelm I. zum Kaiser erfolgte am 18.01.1871 im Spiegelsaal von Versailles.
Das nun vereinte Deutsche Kaiserreich bestand aus 25 Bundesstaaten:
Wappen und Flaggen im Jahr 1900
Das Deutsche Kaiserreich hatte eine Ausdehnung von 540.000 km² und rund 41 Millionen Einwohner.

Das Leben im Kaiserreich

Die Dominanz Preußens war allgegenwärtig: Das Militär stand weitestgehend unter der Verfügungsgewalt des preußischen Königs beziehungsweise des Kaisers und sicherte nicht nur das Reich gegen äußere Feinde sondern wurde auch für innere Unruhen wie Streiks eingesetzt.
Die Regierung sah anfänglich nur den Reichskanzler vor und die Bürokratie fand in der Verfassung keine Erwähnung. Es gab jedoch Staatssekretäre, die dem Kanzler unterstellt waren und so entstanden im Laufe der Zeit verschiedene Reichsämter wie das Reichspostamt, das Auswärtige Amt oder das Reichsamt für Inneres.
Die Bevölkerung erlebte nicht nur fundamentale politische und wirtschaftliche Veränderungen sondern auch soziale und demografische Änderungen prägte diese Zeit. Dies war zum einen das enorme Bevölkerungswachstum. Während im Reichsgründungsjahr 1871 etwa 41 Millionen Menschen im Deutschen Kaiserreich lebten, waren es 1900 schon rund 56 Millionen und 1910 bereits 61 Millionen.
Durch die Industrialisierung in Europa wurden Arbeitskräfte in den Städten benötigt. Dies führte zu einer Binnenwanderung: 1871 lebten noch 64 % der Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern und nur 5 % in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern. 1910 lebten nur noch 40 % in Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern und bereits 21 % in Großstädten. Das Leben änderte sich und die Bevölkerung entwickelte sich weiter – auch wenn dies meist auf das kulturelle und gesellschaftliche Leben beschränkt war, die Politik war den adligen und mächtigen Kreisen vorbehalten.

Das Ende des Deutschen Kaiserreiches

Die Spannungen in Europa waren immer allgegenwärtig, doch sie entluden sich durch das Attentat in Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Frau am 28. Juni 1914 schlagartig: Der Erste Weltkrieg und damit das Ende des Deutschen Kaiserreichs begann.

Weiterführende Literatur und Links

Quelle: Deutsch Historisches Museum & Bundeszentrale für politische Bildung
Share by: