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Die Vaterschaftsfrage

Jessica • 5. September 2019
Uneheliche Kinder in der Familienforschung ist keine Seltenheit. Der „unbekannte“ Vater wird oft einfach nur akzeptiert, aber das muss nicht so sein. Auch wenn die Suche nach dem leiblichen Vater zeitaufwendig und kompliziert ist, sie muss nicht unbedingt erfolglos sein.

Das Accouchierhaus – die Gebärklinik

Göttinger Accouchierhaus; Kupferstich als Stammbuchblatt von Johannes Carl Wiederhold
Eine der ersten Gebärkliniken im heutigen deutschen Raum wurde 1781 in Hannover eröffnet, nach dem Vorbild der Universitäts-Gebärklinik in Göttingen. Das sogenannte Accouchierhaus (accoucher = französisch für entbinden) diente der Ausbildung von Hebammen und als ein Ort, an dem arme und oft ledige Frauen ihre Kinder zur Welt bringen konnten – in einer hygienischen Umgebung und mit fachgerechter Betreuung.
Die Angaben der Frauen was sowohl ihren Namen als auch den Vater betrifft, sollten sorgsam nachgeprüft werden, denn bei den Angaben wurde selten nachgefragt und sie müssen daher nicht unbedingt stimmen. Doch einen ersten Ansatz können sie liefern.

Suche in Gerichtsakten

Der Ehebruch war genau wie die uneheliche Beiwohnung im 16. Jahrhundert durch die damalige Gesetzgebung unter Strafe gestellt. Daher können Gerichtsakten wertvolle Informationen liefern. Da Hebammen genau wie Entbindungsärzte eine Meldepflicht über uneheliche Kinder hatten, wurden diese Geburten gemeldet und sind somit registriert. In den meisten Fällen war der Vater bekannt und wurde zu Unterhaltszahlungen verurteilt. Unverheiratete Paaren konnten dabei auch mit bis zu einem Monat Festungshaft büßen. Auch die Kirche wollte ihren Anteil und erhob zeitweise für das uneheliche Kind einen Bußthaler. Daher kann ein Blick in die Gerichtsakten des Geburtsortes Aufschluss über die Vaterschaftsfrage bringen.
Amtsgerichte haben oftmals Findbücher der Niedergerichtsbarkeit, in denen man eher auf Akten zu diesem Thema stößt. Bei der Suche in den Gerichtsakten sollte man erfinderisch sein, denn oftmals sind versteckte Hinweise in anderen Unterlagen zu finden. Auch Einbürgerungsakten könnten Hinweise enthalten und einige Gerichte führten ganze Familienakten, in denen über mehrere Generationen hinweg Dokumente zu Pachtverträgen, Schuldverschreibungen und auch immer Kopien von gerichtlichen Auseinandersetzungen enthalten sind. Wo man ggf. einen Hinweis auf uneheliche Kinder findet. Es kann sich also lohnen „quer“ zu denken.
Quellen: 01/2017 Computergenealogie & wikipedia
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