Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges zerschlugen die Alliierten das türkische Sultanat, sodass Teile des Landes von da an unter fremder Verwaltung standen. Mustafa Kemal, der Vater der modernen Türkei, organisierte den Widerstand und vertrieb die Griechen von der Westküste der heutigen Türkei. Er erreichte, dass das Land 1923 seine Souveränität zurückerhielt, und wurde der erste Präsident. Er trennte nicht nur Religion und Staat voneinander, sondern schaffte die arabische Schrift 1928 zugunsten der lateinischen ab und führte die staatliche Eheschließung ein.
Alle Dokumente vor 1928 sind in arabischer Schrift verfasst, welche von vielen Türken heute nicht mehr gelesen werden kann. Zu den wichtigsten Quellen für die Familienforschung zählen Steuererhebungen, Katastervermessungen sowie Unterlagen zu Beamten und Militär. Aber auch Grabsteine auf den Friedhöfen sind wichtige Quellen. Auch von nicht-muslimischen Vorfahren in der heutigen Türkei existieren noch vereinzelte Friedhöfe, der Großteil ist jedoch zerstört oder eingeebnet. Gedenkstätten für beispielsweise deutsche Arbeiter, die beim Bau der Bagdadbahn verstarben, sowie der Soldatenfriedhof Tarabya sind weitere Orte, an denen Informationen zu Vorfahren überliefert sein können.
Für die Dokumente nach 1928 ist die bereits erwähnte Regierungswebsite https://www.turkiye.gov.tr/ eine hilfreiche Quelle. Dokumente aus den ehemaligen Osmanischen Gebieten im Balkan oder Ungarn sind die Quellen in den jeweiligen Ländern vorhanden, größtenteils bereits transkribiert. Wer Urkunden aus der Türkei benötigt kann sich an die türkische Nüfus wenden, das Standes- sowie Einwohnermeldeamt, in dem die Familienbücher unabhängig vom Wohnort geführt werden. Bürgermeistereien (Belediye) stellen Meldebescheinigungen aus.
Aufgrund der Tatsache, dass das Osmanische Reich früher sehr viel größer war als die heutige Türkei, finden türkische Familien durch die Familienforschung heraus, dass ihr vermeintlich türkischer Nachname eigentlich armenisch- oder kurdischstämmig sind. Auch Syrer, Griechen, Bulgaren und Angehörige des jüdischen Glaubens zählen zu den Vorfahren, die irgendwann zum Islam konvertierten. Diese Information kann in der aktuell politischen Lage heikel werden, sodass manch einer es lieber zu einem Familiengeheimnis macht.
Quellen: Computergenealogie 1/2023 & compgen
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