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Helfen Märchen bei der Familienforschung?

Jessica • 26. Dezember 2020
Wer das Wort Märchen hört, denkt oft automatisch an die Gebrüder Grimm. Auch wenn die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob und Wilhelm Grimm die sogenannten Kinder- und Hausmärchen nur sammelten, sind sie durch das 1812 veröffentlich Buch in fast jedem Haushalt zu finden und somit der Inbegriff für Märchen. Doch was hat das mit der Familienforschung zu tun?

Kunstmärchen vs. Volksmärchen

Zunächst einmal muss zwischen Kunst- und Volksmärchen unterschieden werden. Kunstmärchen werden gerne auch als Moderne Märchen bezeichnet und können einem bestimmten Dichter oder Schriftsteller zugeordnet werden. Ihr Inhalt wird jedoch deutlich detaillierter dargestellt und es gibt nicht immer eine eindeutige moralische Positionierung. Nicht alle Kunstmärchen enden immer glücklich. Ein bekannter Autor von Kunstmärchen ist der dänische Dichter Hans Christian Andersen, der oft jedoch Volksmärchen als Vorlage nahm und diese dann umformte. 168 Märchen hat er Zeit seines Lebens veröffentlich, einige davon sind im Projekt Gutenberg-DE einzusehen. Doch auch Schriftsteller wie E.T.A. Hoffmann, Theodor Storm oder Oscar Wilde haben Kunstmärchen verfasst.

Volksmärchen wurden dagegen über Generationen hinweg mündlich überliefert. Der jeweilige Verfasser kann daher nicht mehr ermittelt werden. Oft existieren Volksmärchen mit unterschiedlichen Erzählversionen und können dabei auch nur regional angetroffen werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Orte und Personen in Volksmärchen unbestimmt bleiben und sowohl sprechende Tiere und Pflanzen als auch Phantasiewesen wie Riesen, Zwerge oder Hexen erscheinen. Im Mittelpunkt jedes Volksmärchen steht ein Held, der sich aus seiner anfänglichen Benachteiligung befreit und am Ende zu Glück und Wohlstand gelangt. Meist muss der Held dabei eine Aufgabe lösen. Auch Volksmärchen müssen nicht immer glücklich enden, doch im Gegensatz zu Kunstmärchen gibt es einen scharfen Kontrast zwischen Gut und Böse.

Die Brüder Grimm

Eine genealogische Quelle

Volksmärchen sind, wie der Name es schon vermuten lässt, aus Erzählungen des Volkes entstanden, die erst durch Sammler wie den Gebrüdern Grimm aufgezeichnet wurden. Auch wenn sie keinen direkten Bezug zu einer bestimmten Person oder einem historischen Ereignis nimmt, erzählen uns Märchen etwas über die Lebensverhältnisse und der gesellschaftlichen Prinzipien des (einfachen) Volkes der damaligen Zeit. Insbesondere regionale Volksmärchen können hier die Familienforschung mit interessanten Hintergrundinformationen zu den Lebensumständen der Vorfahren bereichern. Da Volksmärchen eine einfache und verständliche Form haben, sind sie nicht nur bei Kindern beliebt, sondern können den Leser der eigenen Familienchronik helfen, sich in die Zeit der Vorfahren zu versetzen.

Links

Natürlich gibt es verschiedene Bücher mit Kunst- oder Volksmärchen. Einen schönen Überblick zu diesem Thema bieten u.a. diese Webseiten:


Zwei interessante Folgen zum Thema Märchen hat die Dokumentationsreihe Terra X erstellt: „Frau Holle – Botschaften aus der Wirklichkeit“ und „Hänsel und Gretel auf der Spur

Quelle: Wikipedia, Märchenatlas und “Alles Märchen, Herkunft und merkmale der Gattung Märchen“ von Michaela Dimova (Akademische Arbeit, 2008)

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