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Herrnhuter Brüdergemeinde

20. März 2024
Wer heute den Namen Herrenhut hört, denkt im ersten Moment an den bekannten Weihnachtsstern, bestehend aus Papier und Pappe und von innen beleuchtet. Im zweiten Moment denkt man vielleicht an die sächsische Stadt Herrenhut, die Namensgeber für die Sterne war. Wohl am aller wenigstens denkt man bei Herrenhut an die Brüdergemeinde, die in Herrenhut gegründet und heute in rund 40 Ländern auf 3 Kontinenten vertreten ist.

Vom Jan Hus über die Böhmischen Brüder zur Herrnhuter Gemeinde

Bereits 100 Jahr vor Martin Luther machte sich der Böhme Jan Hus Gedanken um den Zustand der katholischen Kirche und wollte diese reformieren. Seine Anhänger wurden als Hussiten bezeichnet, die sich nach der Verbrennung von Jan Hus auf dem Konzil von Konstanz 1415 in eine pragmatische und eine radikale Gruppe aufspalteten. Durch die von Martin Luther angestoßene Reformation vereinigte sich das Gedankengut der Hussiten mit denen von Luther. Im 16. Jahrhundert bildeten sich die ersten Brüder-Unität, auch als Böhmische Brüder bezeichnet.

Mit dem Beginn der Gegenreformation Anfang des 18. Jahrhunderts wurden in den Habsburger Ländern vor allem die Böhmischen Brüder verfolgt. Viele gingen daraufhin in den Untergrund oder wanderten aus. Ab 1722 kamen Böhmische Brüder auch in die Oberlausitz auf das Gut von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf und gründeten hier die Siedlung Herrenhut. Da es zu Streitigkeiten zwischen den zugezogenen Böhmischen Brüdern und dem ansässigen lutherischen Ortspfarrer kam, musste Graf von Zinzendorf diese schlichten und arbeitete 1727 die sogenannten Herrnhuter Statuen aus, in denen die rechtlichen und wirtschaftlichen Regeln für die Siedlung festgelegt wurden. Hier waren aber auch geistliche Rahmenbedingungen enthalten.

Herrnhut 1765

Heute gibt Herrnhuter Brüdergemeinden in Afrika, Europa, in der Karibik und Lateinamerika sowie in Nordamerika. Die weltweit größte Verbreitung der Herrnhuter findet man in Tansania.

Herrnhuter Besonderheiten

Die Herrnhuter Brüdergemeinden sind sehr demokratisch aufgebaut und orientieren sich noch weitestgehend an den Regeln des Grafen von Zinzendorf. Nicht nur die Wählbarkeit von unten nach oben, sondern auch die Gleichstellung von Frau und Mann waren damals schon sehr fortschrittlich. Auch die in der Siedlungspolitik gleichen sich die weltweit gegründeten Orte, bis auf Herrnhut selbst: um einen rechteckigen Platz, der in Deutschland immer Zinzendorf-Platz genannt wird, gruppieren sich schachbrettartig die Quartiere, in denen die Menschen in ihren Chor-Häusern leben. Als Chor, abgeleitet vom französischen Wort Corpos, werden die Herrnhuter Untergemeinschaften bezeichnet in denen die Mitglieder des gleichen Standes (verheiratet, ledig, verwitwet) getrennt nach Geschlecht und Alter leben sollten.

Ein wichtiger Aspekt der ersten Siedler in Herrnhut war, niemanden zur Last zu fallen. Daher entstanden schnell Wirtschaftsbetriebe wie Textildruck, Möbelherstellung und der Ofenbau. Die Sternenproduktion, in Anlehnung an den Stern von Bethlehem zur Adventszeit ist Produkt, was bis heute produziert wird.

Genealogische Quellen

Seit 1764 existieren in allen Gemeinden der Herrnhutter Archive, seit 1820 besteht das Zentralarchiv in Herrnhut. Auf der Internetseite des Archives kann man nach Kirchenbüchern suchen, die Einsicht erfolgt jedoch ausschließlich in Lesesaal des Archives. Neben den Kirchenbüchern sind aber auch die Lebenslaufsammlungen, die Mitgliederverzeichnisse sowie das Gottesacker-Verzeichnis interessante Quellen.

Quellen: wikipedia, Computergenealogie 1/2023 & Herrnhutter Brüdergemeinde

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