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Krankheiten & Seuchen – mehr als Pest und Cholera

Jessica • Juli 15, 2020
Wer kennt das nicht? Beim Blättern in Kirchenbüchern stößt man immer wieder auf Zeiten, in denen besonders viele Menschen verstarben. Nicht nur alte Menschen und Kinder waren davon betroffen. Die Pest ist dabei nur eine Krankheit, die hunderttausenden Menschen das Leben kostete.

Wann wird eine Krankheit zur Seuche?

Als seuchenartige Krankheiten versteht man allgemein, eine sich schnell ausbreitende Krankheit. Schon immer gab es viele verschiedene ansteckende Krankheiten, von denen einige eine lebensgefährliche Bedrohung für die Menschen darstellte.

Es gab Krankheiten wie Hepatitis A und B, Herpes, Mumps und Windpocken, die eine geringe Sterberate aufzeigen, aber schwere Folgeschäden nach sich ziehen können.  Zudem gab es Seuchen, die sich auf den einzelnen Kontinenten unterschiedlich verbreiteten. Beispielsweise starben an Seuchen wie Pocken, Masern, Typhus und Keuchhusten viele Ureinwohner Amerikas nach der Entdeckung Amerikas, während diese Krankheiten in Europa nicht zur Seuche wurden, da ein Großteil der Bevölkerung bereits dagegen immun war. Auf der anderen Seite wanderten Krankheiten wie Syphilis vom Amerika nach Europa ein.

Desinfektionskolonne mit Chlorkalkkarren während der Cholera-Epidemie in Hamburg 1892

Die schlimmsten Seuchen

An erster Stelle steht die Pest, auch schwarzer Tod. Der Name wurde vom lateinischen Wort „pestis“ (Seuche) abgeleitet. Das erste Mal trat die Pest 542 als Justianische Pest auf und verschwand um 770. Nach fast 700 Jahren kehrte sie ab 1347 nach Europa zurück und wütete als schwarzer Tod. Innerhalb von sechs Jahren starb rund ein Drittel der Bevölkerung. Ganze Landstriche waren entvölkert und die Kultur und Gesellschaft Europas war ernsthaft bedroht. Die Pest kehrte im Laufe der Jahre immer wieder in kleineren Wellen zurück. Die Maßnahmen der Pestärzte waren Quarantänestationen, Pestspitäler und schnelle Beerdigung der Pestleichen. Versammlungen, Messen und Märkte wurden verboten. Heute weiß man, dass der Erreger in wild lebenden Nagetierpopulationen wie Präriehunden, Erdhörnchen und Murmeltieren vorkommt und noch immer treten weltweit vereinzelt Infektionen und Todesfälle in Folge einer Pesterkrankung auf.

Die Pocken haben die Menschheit seit Jahrzehnten geplagt. Durch die eingetrockneten Pusteln blieben Narben zurück, die die Überlebenden lebenslag zeichneten. Erblindung, Taubheit, Lähmungen und Hirnschäden waren auch Folgen einer Pockenerkrankung. Nach dem Pest in Mitteleuropa erloschen war, rückten die Pocken im 18. Jahrhundert an und scheuten auch vor der adligen Gesellschaft nicht. König Ludwig XV. von Frankreich und Zar Peter Alexander II. von Rußland starben ebenso wie Kaiser Joseph I. von Österreich. Bis zum Ende des 18. Jahrhundert starben rund 10 % aller Kleinkinder an Pocken, welche in diesem Zusammenhang auch als „Kindsblattern“ bezeichnet wurden.

Bis zum Ende des 19. Jahrhundert grassierte Typhus in einzelnen Epidemien in Europa. Durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel breitet sich Typhus aus. Doch auch während der Epidemien gibt es Erkrankungsfälle auf niedrigem Niveau. Dies unterscheidet Typhus von der Cholera. Die ebenfalls durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel entsteht, aber zwischen dem einzelnen Epidemie-Wellen verschwindet Cholera gänzlich. Beide Seuchen konnten durch Hygienemaßnahmen und dem Bau der Kanalisation eindämmen.

Gedenkkreuz für die Cholera-Opfer 1854 auf dem Friedhof in München-Haidhausen

Tuberkulose wurde auch als Schwindsucht bezeichnet und befällt überwiegend die Lunge. Im 17. Jahrhundert wurde sie zu einer Volksseuche und trat überwiegend in Ballungsräumen auf. Alle Bevölkerungsschichten wurden von ihr befallen, doch da eine bessere und gesunde Ernährung auch bessere Heilungschancen bedeuteten, galt sie als Krankheit der Armen. Durch Hygienemaßnahmen, Luftkuren und Antibiotika wurde sie im 20. Jahrhundert allmählich zurückgedrängt, fordert aber auch heute noch Todesopfer.

Quelle: Ofner, Günter „Die großen Seuchen der Neuzeit bis 1900“ veröffentlich auf familie-austria.at & wikipedia

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