Ab etwa 1350 wurden ins Königreich Bayern jährlich rund 200.000 Graurinder aus Ungarn importiert, denn ihr Fleisch war begehrter als das der heimischen Tiere. Und um 1500 lag der durchschnittliche Fleischkonsum im Heiligen Römischen Reich zwischen 50 und 100 Kilogramm pro Person. Dabei kam Fleisch mit Brot als einfache Kosten im Norden häufiger auf den Tisch als im Süden, wo man tendenziell mehr Getreidebrei, Suppen und Mehlspeisen aß. Doch wenn es Fleisch gab, dann wurde alles verwehrtet. Insbesondere die weniger wohnhabende ländliche Bevölkerung kochte das Fleisch, um so alles nutzen zu können und das Fett nicht zu verlieren. Bei einigen Reichsgrafen stand wenigstens einmal pro Tag meistens jedoch zweimal ein Fleischgericht auf der Speiseordnung für ihre Fronbauern und Arbeiter. Die wohlhabende Bevölkerung konnte sich an einer großen Vielfalt an Fleischgerichten angereichert durch Wildbret erfreuen.
Während noch im 15. Jahrhundert hauptsächlich Bohnen, Erbsen, Lauch, Sellerie und Kürbis in den Gärten angebaut wurden, kamen im 16. Jahrhundert weitere Gemüsesorten wie Weiß-, Rot-, Rosen- und Blumenkohl, aber auch Wirsing und Kopfsalate dazu.
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung rasch an. Die Lebensmittelpreise stiegen, bei gleichbleibenden Löhnen. Um die Menschen zu ernähren, wurden Weideflächen wieder für den Getreideanbau verwendet und der Fleischkonsum nahm ab.
Einen entscheidenden Umbruch brachte die Einführung der Kartoffel in Europa, welche bereits im 17. Jahrhundert in Irland angebaut wurde. Die aus Südamerika stammende Pflanze war ideal für das raue Klima und ihre Knolle war nahrhaft und leichter zuzubereiten als Getreide. Im deutschsprachigen Raum war die Kartoffel anfänglich jedoch als Notnahrung verpönt. Man wollte lieber die gewohnten Gemüsesorten anbauen, auch wenn das Wetter in der „Kleinen Eiszeit“ immer schwieriger wurde. Friedrich der Große erkannte die Vorteile der Kartoffel und erließ rund 15 Kartoffelbefehle, doch die Bauern ignorierten diese. Als Anekdote überliefert ist die List Friedrich des Großen, wie er seine Untertanen schließlich doch zum Kartoffelanbau brachte: Er ließ auf einem Acker Kartoffeln aussähen. Da sie für seine Tafel bestimmt waren, ließ er sie von (nachlässigen) Soldaten bewachen. Weil schon immer die verbotene Frucht am interessantesten war, sollen der Überlieferung nach so die Kartoffeln den Einzug in die bäuerliche Küche gefunden haben.
Wahrscheinlich war es aber tatsächlich die pure Not in den Jahren 1770-72, die im Norden und in der Mittelgebirgsregion schnell Brot- und Breikost ablöste. Die Kartoffel verlor im 19. Jahrhundert dann vollständig ihren schlechten Ruf als Armenspeise.
Um 1800 lag der jährliche Fleischkonsum im deutschsprachigen Raum bei 16 kg pro Person. Mit der einsetzenden Industrialisierung und den wachsenden Städten, war die Ernährung der Bevölkerung eine große Herausforderung, da die Stadtbewohner selbst keine Lebensmittel anbauen oder Tiere halten konnten. Allerdings blieb die Industrialisierung auch in der Lebensmittelwirtschaft nicht außen vor, so wurde beispielsweise 1810 die Konservendose patentiert. Gleichzeitig führten Fortschritte in der Landwirtschaft zu immer höheren Erträgen: Um 1800 konnten vier Bauern einen Menschen außerhalb der Landwirtschaft ernähren, um 1900 ernährte ein Bauer vier Personen.
Quelle: Computergenealogie 4/2017
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