Blog Post

zurück zur Übersichtsseite

Ortssuche – Eine wahre Detektivarbeit

Jessica • Apr. 11, 2020
Wer heute nicht weiß, wo ein Ort liegt, kann beispielsweise einfach und schnell bei google maps den Ortsnamen eingeben und erhält dann entweder den gesuchten Ort direkt oder eine Trefferliste. Das geht nicht nur für deutsche Orte, sondern kann weltweit genutzt werden. Doch wer meint, dies gilt auch für historische Orte ist im Irrglauben.

Wo hat mein Vorfahre gelebt?

Um die Ortsfrage kommt kein Familienforscher herum. Wer die richtigen Kirchenbücher finden will, muss wissen, wo der Vorfahre gelebt hat und zu welchem Kirchenspiel der Ort gehört hat. Hat man einen Ortshinweis in einer Quelle gefunden, fängt nun die Detektivarbeit an.
Die Namen in historischen Quellen bezeichnen selten noch heute in dieser Form zu findende Orte und Gemeinden. Viele Dörfer bestanden damals aus Wohnplätzen mit nur wenigen Einwohnern, in den Quellen wurden meistens jedoch genau diese erwähnt. Einige dieser Wohnplätze haben sich zwar bis heutige in den Straßennamen erhalten, doch viele sind aus modernen Verzeichnissen verschwunden. Auch größere Orte sind heute nicht mehr leicht zu finden, weil sich die Schreibweise geändert hat. Einige Orte haben Namensänderungen erfahren und das nicht nur, weil sie sich nach Grenzverschiebungen heute in anderen Staaten befinden. Auch wurden in verschiedenen Gebietsreformen Orte oder eingemeindet und andere Orte wurden im Krieg komplett zerstört oder wurden aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben oder umgesiedelt.
Das Haufendorf Heudorf bei Meßkirch, um 1575
Eine weitere Herausforderung bei Ortsnamen ist die Anzahl an gleichen Namen. Allein in Deutschland gibt es mehr als 40 Orte mit dem Namen „Neustadt“, Ortsteile nicht mitgezählt. Wenn in der Quelle zum Ort keine weiteren Angaben wie eine Verwaltungszuordnung oder Postleitzahl zu finden sind, ist die Suche noch schwieriger.

Historische Quellen und digitale Datenbanken

Das Problem der Ortsnamen betrifft alle Familienforscher. Schon früh wurden daher Ortsregister von Gebieten angelegt. Insbesondere auf einzelne Gebiete spezialisierte Genealogische Vereine haben hier viel Arbeit investiert. Einen ersten Ansatz sämtliche Datenbestände online zusammen zufassen stellt das Mitmachprojekt „Geschichtliches Ortsverzeichnis GOV“ des Vereins für Computergenealogie da. Hier wurde bereits ein großer Teil Europas sowie der USA und Australien zusammengetragen – ohne Garantie auf Vollständigkeit.
Wird man hier nicht fündig, sollte als erstes eine Internetsuche gestartet werden, denn hier werden in der Regel auch sämtliche digitalisierte Ortsverzeichnisse aus Bibliotheken und digitalisierte historische Bücher durchsucht. Wird man hier nicht fündig, müssen die gedruckten Ortsverzeichnisse aus Bibliotheken durchsucht werden – dazu ist aber mehr als nur der Ortsname notwendig.

Historische Landkarten

Ist neben dem Ortsnamen auch die Verwaltungseinheit bekannt, kann auch ein Blick in historische Landkarten hilfreich sein, die teilweise bereits digitalisiert wurden.
Ausschnitt aus Blatt 33 „Nordostfrankreich – Belgien – Luxemburg“ des Stielers Hand-Atlas, 10. Aufl., Hundertjahr-Ausgabe, Gotha, Justus Perthes, 1925 ff.

Links und weitere Literatur


Quelle: Computergenealogie 2019/2020
Share by: