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Ahnenforschung in Polen

Jessica • 23. Oktober 2023
Auswanderwellen in und aus dem Land – Gebietsaufteilung durch andere Großmächte – die Geschichte Polens ist lang und wechselhaft. Nicht wenige Deutsche haben Vorfahren, die in den heute zu Polen gehörenden Ortschaften geboren, gelebt und gestorben sind. Zum Glück sind die Forschungsmöglichkeiten in Polen auch für nicht-Polen gut und Dank der langjährigen Digitalisierung und Indexierung können viele Dokumente bequem vom heimischen PC eingesehen werden.

Polens Geschichte im Überblick

Es beginnt mit einem Herzogtum Ende des 9. Jahrhundert, mit dem die polnischen Stämme vereinigt und der erster polnische Staat 960 durch den Piastenfürsten Mieszko I. gegründet wird. Nach der Christianisierung erfolgt 1025 die Krönung von Bolesław Chrobry zum ersten König Polens. Doch unter seinem Sohn Mieszko II. Lambert steigt die innere Instabilität, nicht zuletzt durch enorme Kosten für den Aufbau der Monarchie und der Kriegseinsätze, um die eroberten Gebiete zu halten, sondern auch, weil die ins Ausland geflüchteten Brüder die Macht des Königs untergraben. Bis 1300 zersplittert das Polnische Reich in einzelne kleine Fürstentümer.

1333 wird Kasimir III. neuer König von Polen, deren Grenzen im Vergleich zu 1138 deutlich kleiner waren. Außerdem erbt der junge Monarch auch die Konflikte um das Herzogtum Pommerellen mit dem Deutschen Orden sowie der Oberherrschaft in Schlesien mit den Luxemburgern und nicht zu vergessen, erhob Johann als König von Böhmen auch Anspruch auf den polnischen Thron. Kasimir wird später den Beinamen „der Große“ erhalten, denn im Vergleich zu seinen Vorgängern versucht er die Konflikte nicht durch militärische Operationen, sondern durch diplomatische Verhandlungen zu lösen. So erkennt er 1347 die böhmische Lehensherrschaft über Schlesien an. Auch mit dem Deutschen Orden schloss er Frieden – wobei er auf Pommerellen verzichtete und stattdessen Kujawien und das Dobriner Ländchen erhielt. Doch friedlich war auch Kasimir nicht, denn das Fürstentum Galizien-Wolhynien sowie das Herzogtum Masowien wurden unterworfen.

Nach dem Tod Kasimir des Großen wurde Polen mit dem ungarischen Königshaus verbunden doch da Ludwig von Anjou in Polen unbeliebt war, überließ er die Amtsgeschäfte seiner Mutter Elisabeth. Mangels männlicher Nachkommen wurde die polnische Aristokratie durch politische und steuerliche Vorrechte überzeugt, Hedwig von Anjou als neue Königin anzuerkennen – auch wenn sie als polnischer rex (König) gekrönt wurde.

Sie trieb die Diplomatie wieder voran und rief 1385 durch geschickte Verhandlungen die Polnisch-Litauische Union ins Leben, so gewann Polen eine territoriale Vergrößerung und einen erheblichen Machtzuwachs. In der Schlacht bei Tannenberg 1410 wurde der Deutsche Orden geschlagen und seine Gebiete wurden als Königliches Preußen und als Fürstentum Ermland der polnischen Krone unterstellt. Der Deutsche Orden versuchte die Gebiete im 13-jährigen Krieg (1454-1466) zurückzuerobern, verlor nun jedoch auch Pommern und Danzig. 1525 wird das Gebiet des Deutschen Ordens schließlich zum Herzogtum Preußen und zum polnischen Lehen.

1569 wurden die bisher immer noch eigenständigen Staaten Polen und Litauen in einem einheitlichen Staat, der Adelsrepublik Polen-Litauen vereinigt. In den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu verschiedenen Kriegshandlungen und der innere Verfall der polnisch-litauischen Adelsrepublik nahm seinen Anfang und schritt schnell voran. Mit dem Tod von König August II. begann der Polnische Thronfolgekrieg (1733-1738), in dem die Nachbarstaaten Russland, Preußen und Österreich August III. unterstützten, doch das System der Adelsdemokratie trieb Polen an den Rand des Ruins und der innere Verfall endete mit der ersten Teilung Polens: 1772, 1793 und 1795 wurde Polen schrittweise unter Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. Lediglich zwischen 1807 und 1815 schuf Napoleon Bonaparte das Herzogtum Warschau, doch er nutzte es als Rekrutierungsgebiet für seinen Russlandfeldzug 1812. So wurde das Herzogtum Warschau mit dem Wiener Kongress 1815 in Kongresspolen umgewandelt, doch die Ländereien von Polen und Litauen gehörten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges den drei Nachbarstaaten.

1918 erhielt Polen seine staatliche Souveränität wieder und in verschiedenen Volksabstimmen entschieden die Bevölkerung über ihren zukünftigen Verbleib wie beispielsweise in Oberschlesien (https://www.genealogie-werkstatt-berlin.de/oberschlesien-turbulente-jahre-1919-1921). Doch Russland und Deutschland planten die erneute Aufteilung Polens im Hitler-Stalin-Pakt (Deutsch-sowjetischer Nichtangriffsvertrag) und am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg durch den Überfall Deutschlands auf Polen. Erst mit dem Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 erhielt Polen zurück und die Oder-Neiße-Linie wurde neue Grenze zwischen Polen und seinem Nachbarstaat Deutschland. Es begann eine Zeit der Flucht, denn die deutsche Bevölkerung muss die nun polnischen Gebiete verlassen und die polnische Bevölkerung wurde aus den Gebieten vertrieben, die nun zur Sowjetunion gehörten.

Ahnenforschung für Fortgeschrittene!?

Anhand der Geschichte ist leicht erkennbar, dass die Suche nach alten Dokumenten oder Kirchenbüchern nicht einfach ist. Unterschiedliche Herrscher hatten unterschiedliche Vorgaben, Kriege haben Aufzeichnungen vernichtet, Menschen sind auf der Flucht gestorben – oder geboren worden. Außerdem haben sich Ortsbezeichnungen geändert.

Da ist es gut, dass mit Szukaj w Archiwach, auf Deutsch „Durchsuchen Sie die Archive“ eine Plattform existiert, auf der man größtenteils auch in deutscher Sprache nach Dokumenten suchen kann – und hier auch die deutschen Ortsnamen verwendet werden können. Dank langjähriger Digitalisierungsarbeit sind viele Dokumente direkt einsehbar und wenn nicht, kann über ein kostenloses Nutzerkonto eine Kopie für ein paar Zloty Gebühr angefordert werden. Der Scan wird meistens innerhalb weniger Tage per E-Mail zugestellt.

Quelle: Computergenealogie 3/2021 & Polish Online

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