Der älteste Bericht über die Wanderschaft der kleinen Arbeiter aus den Alpen stammt von 1625, den Höhepunkt erreichte das „Schwabengehen“ am Anfang des 19. Jahrhundert. Anfang März sammelten sich die Kinder, die erwachsene Begleitperson kannten die genaue Strecke und sorgen für ein halbwegs vernünftiges Nachtlager. Sie waren es auch, die den Lohn auf den „Kindermärkten“ aushandelten, meist einen doppelten Satz Kleidung und einen Geldbetrag. Die Bauern brauchten die Kinder als Hütejunge, Knechte oder Mägde. Wer keine Anstellung fand, musste zum nächsten Markt weiterziehen. Im Herbst zogen sie dann, wiederum begleitet von einem Erwachsenen, wieder zurück, um den Winter bei ihrer Familie zu verbringen, bevor es im nächsten Frühjahr wieder über die Alpen ging. Vereinzelt nutzten auch Erwachsene diese Arbeitsmöglichkeiten.
Waren es Anfang des 19. Jahrhunderts noch rund 4.000 Schwabenkinder jährlich, gingen die Zahlen nach und nach zurück. Um 1900 waren es nur noch 800 Kinder, die vor allem aus Tirol und Vorarlberg kamen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges kamen kaum noch Kinder nach Oberschwaben. Als 1921 die Schulpflicht in Württemberg auch auf ausländische Kinder ausgeweitet wurde – was bis dahin von der Bauernlobby erfolgreich verhindert wurde, denn für einheimische Kinder galt die Schulpflicht bereits seit 1648 – war es offiziell vorbei mit den Schwabenkindern.
Ein durch die Europäische Union gefördertes Projekt befasst sich mit den Schwabenkindern und auf schwabenkinder.eu gibt es viele Informationen sowie eine Datenbank mit rund 6.000 Kindern und ihre Arbeitsbiografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Quelle: Computergenealogie 2/2023 und schwabenkinder.eu
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