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Franzosendörfer in Banat

Jessica • 16. Dezember 2023
Banat? Den Namen schon mal gehört? Nein? Das historische Banat ist eine Landschaft, die heute überwiegend in Rumänien, sowie in Serbien und Ungarn liegt und vorrangig von Kolonisten aus Lothringen, Luxemburg, dem Elsass sowie Deutschland besiedelt wurde. Deren Nachkommen mussten ihre Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen … doch der Reihe nach.

Namensherkunft

Die Herkunft des Wortes Banat ist umstritten, denn einige Historiker vermuten, dass der Name Banat auf Banus zurückgeht, die kroatische Bezeichnung für einen Herrscher, ähnlich eines Markgraften in Deutschland. Andere sagen, das Wort leitet sich vom awarischen Fürstentitel Ban ab. Wieder andere meinen, das Wort kommt vom türkischen bajan, was Reich oder Herrschaft bedeutet.

Geschichtlicher Überblick

Die historische Region Banat wurde als Verwaltungseinheit im 13. Jahrhundert gegründet und diente dem Königreich Ungarn als Puffer für seine Südflanke und waren direkt dem König unterstellt. Nachdem Wanderheuschrecken (1338) eine Hungersnot auslösten und Erdbeben hohe Opferzahlen forderten, brach 1340 die Pest aus. Die Bevölkerung war schließlich stark dezimiert.

1552 gelangte das Gebiet unter türkische Herrschaft und wurde ins Osmanische Reich eingegliedert, erst 1716 endete die türkische Hoheit und das Banat wurde als Temescher Banat nach Österreich eingegliedert. Bereits 1686 kamen die ersten Siedler, vor allem aus Schwaben, die von der Habsburgermonarchie organisiert wurden. Es folgten weitere Einwanderungswellen bis 1848. Vor allem Siedler aus Lothringen. Luxemburg und dem Elsass ließen sich hier nieder. Einer der bekanntesten Kolonisatoren war Feldmarschall Graff Claude Florimond de Mercy, der schon früh für die Besiedlung der von den Türken befreiten Gebiete in Ungarn verantwortlich war.

Das Leben in Banat

Aufgrund der Kolonisten sprach man in den neugegründeten Dörfern wie Charleville, Seultour oder Charlottenburg sowohl Französisch als auch Deutsch. Viele Dörfer wurden auch als „Franzosendörfer“ bezeichnet. Nach 1867 ging die französische Sprache jedoch langsam verloren, denn die Unterrichtssprache in den Schulen war nun deutsch und ungarisch. Viele ehemalige französische Familiennamen wie Hamant (Haman) oder Vautrin (Wodring) wurden mit der Zeit eingedeutscht.

Die Flucht

Ende des Zweiten Weltkrieges  zogen sich die deutschen Truppen aus Rumänien und somit aus Benat zurück. Damit begaben sich auch viele Familien aus Banat Richtung Westen. Wer blieb wurde von russischen Soldaten entweder vertrieben oder deportiert. Johann Lamesfeld gründete ein Komitee für die aus Frankreich stammenden Banater und versuchte die geflüchteten als Franzosen zu deklarieren. Er bekam Unterstützung vom damaligen Premiermister Robert Schumann. So konnten rund 10.000 Banater nach Frankreich kommen und sich im Ort La Roque-sur-Pernes in der Provence niederlassen. Lamesfeld wurde Bürgermeister.

Quellen: Computergenealogie 2/2023 und wikipedia

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