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Biedermeier – eine spießbürgerliche Epoche

Jessica • 13. Mai 2020
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Versuch scheiterte einen deutschen Nationalstaat mit Mitbestimmungsrecht und Meinungsfreiheit durchzusetzen, zogen sich viele Bürger enttäuscht von der Politik ab. Es begann die Epoche der kleinbürgerlichen-familiären Idylle.

Gottlieb Biedermeier: Die Figur

In den Münchner Fliegenden Blättern, einer humoristischen Wochenschrift vom Verlag Braun & Schneider, München, veröffentlichte die fiktive Figur Gottlieb Biedermeier diverse Gedichte. Er war ein dichtender schwäbischer Dorflehrer mit kleiner Stube und Garten.
Bildnis der fiktiven Figur Gottlieb Biedermaier aus den Münchener Fliegenden Blättern, dem tatsächlichen Aussehen von Samuel Friedrich Sauter nachempfunden
Hinter den Gedichten standen der Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt und der Arzt Adolf Kußmaul, die in den Gedichten die Biederkeit, den Kleingeist und die unpolitische Haltung vom Großteil des Bürgertums thematisierten und verspotteten. Teilweise waren die Gedichte Parodien auf die Poesie des realen Dorfschullehrers Samuel F. Sauter.

Namensgebung für eine Epoche

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der zunächst negativbehaftete Begriff Biedermeier wertneutral aufgefasst. Der Begriff wurde nun als Bezeichnung für eine kleinbürgerliche Kultur der Häuslichkeit verstanden. Doch erst ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Biedermeier-Zeit als Epochenbezeichnung in der Kunst- und Architekturgeschichte sowie in der Mode verwendet.
Der Stil des Biedermeiers bei der Inneneinrichtung war dabei schlicht und funktional, zierliche Möbelstücke besaßen dabei nur noch einen geringen repräsentativen Charakter. Die Malerei des Biedermeiers spiegelt diesen Stil wieder: Es werden hauptsächlich Porträts und Landschaften dargestellt. Aber auch die Genremalerei mit Darstellungen aus dem Alltag ist weitverbreitet und gibt uns noch heute ein gutes Bild der damaligen Zeit.
Zimmerbild von Eduard Gaertner (1849): Darstellung biedermeierlichen Interieurs in einer bürgerlichen Wohnung in Berlin
Die Mode dagegen war verspielt, aber trotzdem noch schlicht. Frauenkleider waren eng gegürtet mit weiten Reifröcken und Dekolleté, auf dem Kopf trug man einen haubenähnlichen Hut. Auch die Männer trugen einen Hut: den Zylinder. Dazu ein enggeschnürter Frack mit Stehkragen, darunter eine Weste und eine lange Hose. Taschenuhr und Spazierstock vervollständigten das Bild.
Postkartenmotiv als Beispiel für Biedermeier-Mode

Was hat Biedermeier mit Familienforschung zu tun?

In der Biedermeierzeit wurden viele Heimatvereine gegründet, um an alten Traditionen festzuhalten und sich so im gewissen Sinne auch in eine familiäre Welt zurückzuziehen. Dabei wurde auch die Familienforschung zu einem Hobby, welches durch die Weltkriege verblasste und erst heutzutage wieder auflebt.
Quelle: Wikipedia, Lebendiges Museum Online & Leitfaden für Familienforscher
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