Blog Post

zurück zur Übersichtsseite

Fridtjof Nansen – Wissenschaftler, Polarforscher und Retter vieler Flüchtlinge

Jessica • 7. März 2023
Der Zoologe und Polarforscher Nansen sticht im Juni 1893 mit zwölf Begleitern auf dem Schiff Fram in See. Nach drei Jahren Vorbereitung fahren sie am Nordkap vorbei, gelangen in die Karasee und fahren die sibirische Küste entlang bis sie westlich der Belkowski-Inseln Kurs auf das Eismeer nehmen – und einfrieren. Als sie den ersten Winter überstanden haben, fasst Nansen den Plan zusammen mit seinem Begleiter Johansen zu Fuß zum Nordpol aufzubrechen. Rund 368 km südlich vom Nordpol müssen sie aufgeben und umdrehen. Sie überwintern auf den Franz-Joseph-Inseln und treffen im Sommer 1896 auf den britischen Polarforscher Jackson. Sie kehren am 13.08.1896 im Hafen von Vardø in Norwegen ein – eine Woche später kommen auch ihre Expeditionsgefährten mit der Fram ein. Warum diese Geschichte für die Familienforschung interessant ist – das zeigt die Lebensgeschichte von Nansen.

Nansen, der Zoologe

Am 10.10.1861 erblickt Fridtjof Wedel-Jarlsberg Nansen in Christiania, heute ein Stadtteil von Oslo, das Licht der Welt. Er studiert Zoologie an der Universität von Christiania und wird Kurator im Bergen Museum. Er konzentriert sich auf die Polarforschung, durchquert 1888 als erster Mensch Grönland über das Inlandeis und unternimmt 1893-1896 die eingangs beschriebene Nordpolarexpedition. Dabei revolutioniert er die Techniken des polaren Reisens und beeinflusst alle nachfolgenden Expeditionen in der Arktis und Antarktis.

Nansen, der Politiker

Seit 1814 bestand die schwedisch-norwegische Personalunion. Bestrebungen, diese politische Vereinigung aufzuheben, bekämpft Nansen ab 1905 vehement. Zudem unterstützte er die Inthronisation des damaligen Prinzen von Dänemark zum norwegischen König Haakon VII. Ab 1906 trat er in den diplomatischen Dienst ein und arbeitete in London, wo er an den Verhandlungen zur völkerrechtlichen Anerkennung der Souveränität Norwegens beteiligt war.

Der Nansen-Pass

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kümmerte sich Nansen im Auftrag des Völkerbundes um die weltweite Heimkehr von Kriegsflüchtlingen und -gefangenen. Hinzu kamen später zahlreiche Russen, welche nach der großen Hungersnot 1921-1922 sowie der russischen Revolution ihre Heimat und ihr Land verließen. Bei seiner Arbeit wurde Nansen schnell bewusst, dass das Hauptproblem der Flüchtlinge darin bestand, dass sie über kein international anerkanntes Ausweisdokument verfügten uns somit offiziell staatenlos waren. Um hier schnelle Abhilfe zu schaffen, entwickelte er den nach ihm benannten Nansen-Pass und erwirkte eine internationale Anerkennung dieses Ausweisdokumentes. Zunächst war der Nansen-Pass nur ein einseitiger Brief, später wurde ein Ausweis-Heftchen mit Passfoto, Unterschrift und Stempel daraus. Vom Nansen-Pass profitierten später auch jüdische Flüchtlinge. Doch wurden einzelne Gruppen auch ausgeschlossen, wie beispielsweise die Betroffenen der deutsch-polnischen Grenzverschiebungen

Beispiel eines Nansen-Passes

1922 erhielt Fridtjof Nansen den Friedensnobelpreis für sein außerordentliches Engagement. 1954 wurde zu seinem Ehren der UNHCR Nansen-Flüchtlingspreis ins Leben gerufen.

Genealogische Quelle

Der Nansen-Pass existierte bis 1951 und wurde durch die Reisedokumente der Genfer Flüchtlingskonvention ersetzt. Doch wer Vorfahren hatte, welche von der Staatenlosigkeit durch Flucht oder Vertreibung betroffen waren, kann heute Informationen auf der Seite des UN-Archivs in Genf finden, auch wenn aktuell keine Suche nach Namen möglich ist.

Share by: