Am 10.10.1861 erblickt Fridtjof Wedel-Jarlsberg Nansen in Christiania, heute ein Stadtteil von Oslo, das Licht der Welt. Er studiert Zoologie an der Universität von Christiania und wird Kurator im Bergen Museum. Er konzentriert sich auf die Polarforschung, durchquert 1888 als erster Mensch Grönland über das Inlandeis und unternimmt 1893-1896 die eingangs beschriebene Nordpolarexpedition. Dabei revolutioniert er die Techniken des polaren Reisens und beeinflusst alle nachfolgenden Expeditionen in der Arktis und Antarktis.
Seit 1814 bestand die schwedisch-norwegische Personalunion. Bestrebungen, diese politische Vereinigung aufzuheben, bekämpft Nansen ab 1905 vehement. Zudem unterstützte er die Inthronisation des damaligen Prinzen von Dänemark zum norwegischen König Haakon VII. Ab 1906 trat er in den diplomatischen Dienst ein und arbeitete in London, wo er an den Verhandlungen zur völkerrechtlichen Anerkennung der Souveränität Norwegens beteiligt war.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kümmerte sich Nansen im Auftrag des Völkerbundes um die weltweite Heimkehr von Kriegsflüchtlingen und -gefangenen. Hinzu kamen später zahlreiche Russen, welche nach der großen Hungersnot 1921-1922 sowie der russischen Revolution ihre Heimat und ihr Land verließen. Bei seiner Arbeit wurde Nansen schnell bewusst, dass das Hauptproblem der Flüchtlinge darin bestand, dass sie über kein international anerkanntes Ausweisdokument verfügten uns somit offiziell staatenlos waren. Um hier schnelle Abhilfe zu schaffen, entwickelte er den nach ihm benannten Nansen-Pass und erwirkte eine internationale Anerkennung dieses Ausweisdokumentes. Zunächst war der Nansen-Pass nur ein einseitiger Brief, später wurde ein Ausweis-Heftchen mit Passfoto, Unterschrift und Stempel daraus. Vom Nansen-Pass profitierten später auch jüdische Flüchtlinge. Doch wurden einzelne Gruppen auch ausgeschlossen, wie beispielsweise die Betroffenen der deutsch-polnischen Grenzverschiebungen
1922 erhielt Fridtjof Nansen den Friedensnobelpreis für sein außerordentliches Engagement. 1954 wurde zu seinem Ehren der UNHCR Nansen-Flüchtlingspreis ins Leben gerufen.
Der Nansen-Pass existierte bis 1951 und wurde durch die Reisedokumente der Genfer Flüchtlingskonvention ersetzt. Doch wer Vorfahren hatte, welche von der Staatenlosigkeit durch Flucht oder Vertreibung betroffen waren, kann heute Informationen auf der Seite des UN-Archivs in Genf finden, auch wenn aktuell keine Suche nach Namen möglich ist.
Quelle: National Geographic, UNHCR und wikipedia
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