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Oberschlesien – Turbulente Jahre 1919-1921

Jessica • 15. Juli 2023
Oberschlesien, der südöstliche Teil der historischen Region Schlesiens, gehörte lange zu Deutschland. Trotzdem kämpften polnische Aufständische nach dem Ersten Weltkrieg um die Angliederung an Polen – erst nach drei Aufständen und einer Volksabstimmung wurde eine Lösung der Situation beschlossen, die offiziell erst 1990 ihr Ende fand.

Oberschlesien bis zum Ersten Weltkrieg

Von 1137 bis 1335 gehörte die Region Oberschlesien zum Königreich Polen und kam mit dem Vertrag von Trentschin an das Königreich Böhmen, wo es ab 1348 Teil des Heiligen Römischen Reiches wurde. 1526 gelangte es an die Habsburger, doch durch den Ersten Schlesischen Krieg musste 1742 ein Großteil an das Königreich Preußen abgegeben werden, 1815 folgte der nächste Teil Schlesiens und nur ein kleiner Teil verblieb als Österreichisch-Schlesien unter der Herrschaft der Habsburger. So wurde das Gebiet als Provinz Schlesien 1871 Teil des Deutschen Kaiserreiches.

Aufstände nach dem Ersten Weltkrieg

Obwohl Oberschlesien lange zu Deutschland gehörte, war es traditionell ein sprachliches Mischgebiet, in dem rund 40 % Deutsch sprachen, der Rest Polnisch, Tschechisch und Schlesisch. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde durch die Alliierten die Wiederherstellung des polnischen Staates als Ziel deklariert. Hierfür zählten jedoch nicht die historischen Grenzen, sondern das neue Polen sollte aus den Gebieten entstehen, wo die polnische Bevölkerung lebte. Diese Aussage schloss laut polnischer Meinung auch Oberschlesien mit ein. Zunächst war dies von den Alliierten jedoch nicht so angedacht, sodass nach den Aufständen von 1919 und 1921 eine Volksabstimmung in Oberschlesien durchgeführt wurde, in der sich fast 60 % für den Verbleib bei Deutschland aussprachen. Dies führte am 23.05.1921 zum dritten Aufstand in Polen.

Als Resultat entschied der Oberste Rat der Alliierten am 20.10.1921 in Einverständnis mit dem Völkerbund, das industriell starke Ostoberschlesien gegen den Wunsch der Bevölkerung dem neuen polnischen Staat zu zusprechen, während der größere und bevölkerungsstärkere aber landwirtschaftlich geprägte Teil, das sogenannte Niederschlesien, beim Deutschen Reich verblieb.

Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Wehrmacht beim Überfall auf Polen 1939 Ostoberschlesien und vereinigte die Provinz Schlesien wieder miteinander, musste die gesamte Region jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges an Polen zurückgeben. Die deutsche Bevölkerung wurde zu mehr als 90 % vertrieben. Erst 1990 erkannte die Bundesrepublik Deutschland die Oder-Neiße-Grenze und somit die Abtrennung Oberschlesiens von Deutschland an Polen an.

Quelle: Computergenealogie 4/2021 & Wikipedia

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