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Sudetenland – Von der Hilfsbezeichnung zur Volksgemeinschaft

Jessica • Sept. 12, 2020
Ab 1918 entwickelte sich der Begriff „Sudetenland“ für die allgemeine Bezeichnung der Gebiete Böhmens, Mährens und Tschechisch-Schlesiens , in denen Einwohner deutscher Nationalität, Abstammung oder Muttersprache eine Mehrheit bildeten. Obwohl sie ursprünglich als Deutschböhmer und Deutschmährer bezeichnet wurden, setzte sich bald der Begriff Sudetendeutsche durch.

Die Provinz Sudetenland

Im Oktober 1918 riefen die Deutschen in den nördlichen Randgebieten von Österreichisch-Schlesien, Nordmähren und Nordostböhmen die Provinz Sudetenland aus und nutzten dafür den Namen des Gebirgszuges der Sudeten, der sich durch das Gebiet zieht. Man wollte sich der Republik Deutschösterreich anschließen, doch diese Wünsche waren gegen die Siegermächte des Ersten Weltkrieges nicht durchsetzbar. Die widergegründete Tschechoslowakei beanspruchte die historischen Gebiete der Kronländer Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien für sich und der Name „Sudetenland“ wurde nur noch als Sammelbegriff für diese Region verwendet.

Durch das Münchener Abkommen vom 30.09.1938 wurden die Randgebiete Tschechiens als Reichsgau Sudetenland in das Deutsche Reich eingegliedert, die Hauptstadt wurde Reichenberg. Der Reichsgau bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Verwaltungskarte des Reichsgaus Sudetenland

Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg

Bereits während des Zweiten Weltkrieges gründete der ehemalige tschechoslowakische Präsident Edvard Beneš das tschechoslowakische Nationalkomitee, welches nach dem deutschen Sieg über Frankreich von den Briten anerkannt wurde. Beneš strebte eine vollständige Wiedererrichtung der Tschechoslowakischen Republik an, zu der auch das Reichsgau Sudetenland gehören sollte. Ab 1943 unterstützen auch die USA diese Bestrebungen und im Dezember 1943 gab auch Stalin sein Einverständnis dazu.

Doch erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Dekrete von Beneš verkündet, die die Enteignung und Entrechtung der Sudetendeutschen anordneten. Wer seine antifaschistische Gesinnung nicht zweifelsfrei nachweisen konnte wurde als „Deutscher“ gekennzeichnet und zwangsausgesiedelt. Auch Deutsche mit nachweislich antifaschistischer Gesinnung wurden häufig dazu genötigt das Land „freiwillig“ zu verlassen. So wurden rund drei Millionen der knapp über 3,2 Millionen Sudetendeutschen vertrieben. Über die dazu organisierten Flüchtlingstransporte gibt es eine umfassende Auflistung von Wilhelm Jun.

Vereine für Sudetendeutsche

Die vertriebenen und in Deutschland weitverstreut angesiedelten Sudetendeutsche haben u.a. durch den Verein Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband e.V. versucht die ursprüngliche Gemeinschaft auch weiterhin zusammen zu halten und das kulturelle Erbe der Sudetendeutschen zu erhalten. Zudem haben sich Ahnenforscher für die Regionen als Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e.V. zusammengetan und viel genealogisches Material aufgearbeitet und für die Nachwelt erhalten.

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