1826 wird Löb Ullstein in Fürth geboren und tritt nach der Schule in die Papiergroßhandlung seines Vaters Haium Hirsch Ullstein ein, ein jüdischer Kaufmann, der seinen Vatersnamen Ullmann durch das Juden-Edikt von 1813 in Ullstein geändert hatte. Nach einem Streit mit seinen Brüdern tritt Löb, der diesen Name nicht mochte und stattdessen den Vornamen ‚Leopold‘ verwendet, aus dem Familienunternehmen aus, zieht mit seiner Familie nach Berlin und eröffnet hier 1855 eine eigene Papiergroßhandlung. Nicht nur durch seine politisches Engagement reizt ihn immer mehr Papier nicht nur zu verkaufen, sondern selbst zu bedrucken. 1877 erwirbt er schließlich die Berliner Druckerei Stahl & Assmann in der Zimmermannstraße und gründet den Ullstein Verlag. Durch den Erwerb der Berliner Zeitung druckt der Ullstein Verlag bald auch eine Tageszeitung, die anfänglich einmal ab 1882 sogar zweimal täglich erscheint. 1887 folgt die Berliner Abendpost.
Zwischenzeitlich hat Leopold für seinen Verlag ein Grundstück in der Kochstraße erworben – und liegt damit mitten drin im Berliner Zeitungsviertel. Als seine Söhne Hans, Louis und Franz in die Firma eintreten, werden neue Zeitungsformate wie Berliner Illustrierte Zeitung und Berliner Morgenpost entwickelt. Nach dem Tod von Leopold am 04.12.1899 übernehmen die Söhne die Firma und bauen diese nicht nur durch ein neues Gebäude in der Kochstraße weiter aus.
1903 wird der Ullstein Buchverlag gegründet, 1904 wird die erste Ausgabe der B.Z. am Mittag gedruckt und ein eigener Musikverlag wird gegründet. Es folgen weitere Zeitungsformate und 1910 wird die sechsbändige Ullstein Weltgeschichte herausgebracht. Auch Mode und Sport wird in eigenen Formaten vermarktet und der Höhenflug der Ullsteins geht weiter.
Im Ersten Weltkrieg berichten die Zeitungen des Ullstein Verlages direkt von vor Ort, wo extra ein Korrespondentendienst eingerichtet wird – und Vertriebsfilialen für die deutschen Soldaten. Auch sonst kämpft der Ullstein Verlag um seine Führungsrolle und baut ab 1919 eine eigene Flugzeugstaffel für den Zeitungsvertrieb ein, damit die Sommerfrischler unter anderem auch im Feriendomizil an der Ostseeküste die Berliner Zeitungen lesen können.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde zudem ein Industriegelände in Berlin-Tempelhof erworben, wo ab 1825 mit dem Bau des größten Druckhauses Europas begonnen wird, welches noch heute in der Ullsteinstraße steht.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ändert sich für die Familie Ullstein alles. Zunächst ordnet Hitler eine inhaltlich politische Neuorientierung an und setzt dafür den Politischen Direktor Eduard Stadtler ein. 1934 müssen die Brüder Ullstein den Verlag zwangsverkaufen.
Zwar meldete der in London ansässige „Ullstein-Trust“ bereits 1945 bei den Alliierten die Besitzansprüche der enteigneten Familie an, doch erst 7 Jahr später erhielten sie die Reste des Druck- und Verlagshauses zurück. Mittlerweile hatte sich jedoch in Deutschland vieles geändert. Das Land war geteilt, ebenso Berlin und auch der Zeitungsmarkt war nicht mehr derselbe. 20 Jahre Abwesenheit hatten ihre Spuren hinterlassen, neue Konkurrenten hatten sich auf den Markt gedrängt und die wieder auf dem Markt gebrachten Traditionsblätter Berliner Morgenpost und B.Z. hatten nur mäßigen Erfolg.
Mitte der 1950er Jahre wurde der Axel Springer Verlag als Kunde des Druckhauses Tempelhof an Land gezogen, welcher 1956 Anteile an den Ullstein-Aktien erwarb und so in das Berliner Verlagshaus einstieg. 1960 übernahm der Axel Springer Verlag dann komplett den Ullstein Verlag und seitdem lebt der Gründergeist von Leopold Ullstein im Axel Springer Verlag weiter.
Quellen: Buch „125 Jahre Ullstein – Presse und Verlagsgeschichte im Zeichen der Eule“ (ISBN 978-3000097195, Axel Springer Verlag, 2002) & Wikipedia
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