Das Gebiet, welches allgemein als Wolhynien bezeichnet wird, war die Urheimat der Ostslawen, genauer gesagt das ursprüngliche Stammesgebiet der Wolhynier. Das Zentrum war die legendäre Burg Wolyn, welche heute zerstört ist und deren genaue Lage noch heute umstritten ist. Der Großteil Wolhyniens liegt heute in der Ukraine, doch die heutige Verwaltungseinheit Oblast Wolyn umfasst nur einen Teil des historischen Wolhyniens.
Vom 10. bis 13. Jahrhundert gehörte die historische Landschaft Wolhynien als Fürstentum zum ersten Staat der Ostslawen (Kiewer Russj) und wurde im 13. /14. Jahrhundert zusammen mit der historischen Landschaft Galizien zum Fürstentum Wolhynien-Galizien (später auch Galizien/Wolhynien genannt) vereinigt. Später gehörte es zum polnisch-litauischen Staat und wurde 1569 an Polen angegliedert. Zwischen 1795 und 1917 lag es im Russischen Reich. Während des Ersten Weltkrieges wurde Wolhynien erst von deutschen, dann von polnischen Truppen besetzt, bis 1921 die Aufteilung zwischen Polen und der Sowjetunion beschlossen wurde. Der größere Ostteil blieb bei der Sowjetunion, während der kleinere Westteil an Polen abgetreten wurde. Der Ostteil wurde nach dem Zweiten Weltkrieg an die Ukraine angeschlossen und gehörte somit bis 1991 zur UdSSR.
Wie bereits erwähnt, kamen die ersten deutschen Siedler bereits im 13. Jahrhundert nach Wolhynien. Sie waren überwiegend Händler und Handwerker und siedelten vor allem in den Städten Wladimir und Luzk. Im 16. Jahrhundert breitete sich der Protestantismus auch in Wolhynien aus und zog zunehmend Lehrer und Beamte an.
Die sogenannten Wolhyniendeutsche kamen im 19. Jahrhundert und werden in drei Phasen eingeteilt: Um 1800 kamen überwiegend Bauern aus Preußen, die den Ruf Katharina II. folgten und von Privilegien wie die Befreiung vom Militärdienst profitierten. Aber auch Waldarbeiter aus Niederschlesien und Kolonisten aus Pommern siedelten sich in der ersten Phase in Wolhynien an und gründeten viele deutsche Dörfer.
Ab 1830 setzte die nächste Einwanderungswelle ein. Der sogenannte erste polnische Aufstand führte in Kongresspolen zu schlechteren Lebensbedingungen er dort lebenden deutschen Siedlern. Rund 11.500 Menschen wanderten daraufhin von Kongresspolen nach Wolhynien aus. Quellen berichten von 140 neuen deutschen Siedlungen in dieser Zeit.
Doch die eigentliche Hauptwanderung setzte ab 1861 ein. Der polnische Aufstand von 1863/1964 sowie die Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland bewirkte, dass Wolhynien unter einem Mangel an Arbeitskräften litt. Viele Eigentümer mussten Land und Gut verkaufen, was dazu führte, dass immer mehr Deutsche den Versprechungen der russischen Regierung folgte. Diese lockte die Kolonisten mit dem Zugeständnis, kein Militärdienst leisten zu müssen und ihre eigene Kultur weiter pflegen zu können. Dies führte zu einem wahren Ansturm, so dass 1914 schätzungsweise 250.000 Deutsche in Wolhynien lebten.
So machten sie einen Großteil der Bevölkerung aus, was bei den russischen Einwohnern immer öfters anti-deutsche Gefühle hervorrief. Während des Ersten Weltkrieges wurden Deutsche immer häufiger verdächtig als Spione tätig zu sein, sodass immer mehr Kolonisten aus Angst vor Verfolgung und Verschleppung ihre Heimat verließen. Ab 1918 kehrten zwar einige zurück, fanden oft jedoch nur Trümmer vor.
Zwischen 1926 und 1928 flohen viele Deutsche in Wolhynien zunehmend vor der kommunistischen Unterdrückung und spätestens nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mussten alle deutschen Siedler Wolhynien verlassen.
Die Familienforschung in Wolhynien ist nicht gerade einfach, denn nicht alleine durch die Verfolgung und Vertreibung sind viele Dokumente unauffindbar. Bereits 1975 wurde der Historische Verein Wolhynien e.V. gegründet, der sich dazu verschrieben hat, Schriften und Dokumente zu Wolhynien zu sammeln und das Kulturerbe der Wolhyniendeutsche zu bewahren. Als ein Teil davon ist unter anderem das VolynWiki entstanden mit einer Sammlung an Informationen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher hat angefangen Personendaten aus Wolhynien zu digitalisieren. Zahlreiche Literatur über die Region sowie das Umsiedlermuseum in Linstow bei Güstow (Mecklenburg) vermitteln Interessierten einen Einblick in das Leben der Wolhyniendeutschen.
Quellen: www.wolhynien.de, wiki.wolhynien.net und Wikipedia
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